Un’ estate italiana – mein Sommer in Italien
Nachdem ich bereits im Juni diesen Jahres mit Begeisterung die Venezianische Lagune in Italien erkundet habe, stand nun im August eine weitere Hausboottour ab/bis Precenicco mit der besten Freundin und ihren 2 Kindern auf der Wunschliste.
Schon in meiner Kindheit fuhr ich mit der Familie von Deutschland aus mit dem Auto an die Adria. Jesolo, Caorle, Bibione und Grado: Alles mir bekannte Orte, die ich bis dato allerdings nur mit Bettenhochburgen und Liegestuhlreihen verbunden hatte. Jetzt, gefühlte 25-30 Jahre später, befahre ich diese Region in Bella Italia mit dem eigenen Hausboot, wie aufregend! Hier der Beweis:
Nach 10 Stunden Autofahrt erwartet uns Italien mit strahlendem Sonnenschein und rund 40°C. Als erstes zieht es uns zu den Booten. Da steht sie schon, unsere Elegance. Die Kinder wollen am liebsten sofort losfahren, doch nein, zuerst müssen wir uns im Büro anmelden und den Papierkram erledigen.
Außerdem brauchen wir ja noch die Einweisung ins Fahrgebiet. Ganz wichtig, denn auf eine Sandbank auflaufen wollte ich auf keinen Fall. Der Basisleiter Alessio empfängt uns freudig, er spricht zu meiner Überraschung Deutsch, Englisch und Italienisch. Perfetto! Wir bekommen als allererstes eine Empfehlung zum Mittagessen, direkt an der Basis, in einem der schnuckeligen Restaurants. Wir genießen zum allerersten Mal in unserem Italien Urlaub fangfrischen Fisch: Tintenfisch, Gambas, Muscheln, Languste.
Gestärkt sind wir dann aufnahmefähig für die theoretische Einweisung: Passt auf den Tide-Stand auf, bewegt euch nur zwischen den roten und grünen Holzpfählen und bis spätestens 18 Uhr solltet ihr eine Marina angelaufen sein. Dann geht’s aufs Boot und Signore Carlo, der Chef persönlich, erklärt uns das Boot, inklusive Probefahrt.
Wir beschließen direkt mit dem Boot in Richtung Lignano zu starten und dort vor Ort die Einkaufsmöglichkeiten zu nutzen. Leinen los, bevor die Sonne untergeht. Unser Urlaub auf dem Wasser beginnt!
Die erste Stunde fahren wir auf dem Fluss Stella, ganz ruhig und gemütlich. Kein anderes Boot weit und breit. Mein Stress-Modus fährt bei dieser Atmosphäre automatisch runter.
Und dann erstreckt sie sich auf einmal vor uns, die Lagune von Marano. „Da sind die Holzpfähle“ ruft unsere kleine Prinzessin an Bord und ich war sehr darauf konzentriert, immer einen roten Pfahl auf der einen und einen grünen Pfahl auf der anderen Seite zu haben. In der Ferne sehe ich schon Lignano. Noch ungefähr eine Stunde lang können wir diesen atemberaubenden Moment auf dem Wasser erleben, bevor wir in Lignano einlaufen.
Wir bekommen sofort einen Liegeplatz zugewiesen in den ich unser schwimmendes Ferienhaus unter den Augen eines etwas hektischen, älteren Italieners gekonnt rückwärts einparke. Kein Stress, ich bin schließlich im Urlaub. 50€ kostet uns die Nacht inkl. Strom und Wasser.
In ca. 15 Minuten erreicht man fußläufig das Zentrum mit Geschäften, Bars und Restaurants. Wir erledigen unseren Einkauf und als es wie aus dem Nichts anfängt zu regnen, entscheiden wir uns spontan für einen gemütlichen Abend an Bord.
Nach einem gemütlichen Vormittag in Lignano starten wir gegen Mittag unsere Fahrt mit dem Hausboot in Richtung Grado. Ein ganz besonderer Tipp von Alessio : „Ai Fiuri de Tapo“, hier soll es angeblich den besten Fisch der Lagune geben, zubereitet vom Inhaber Andrea persönlich. Die Fahrt dorthin dauert ca. 2 Stunden. Vorbei an kleinen Inseln erkennt man irgendwann rechter Hand das Restaurant von Andrea, gekennzeichnet durch eine Le Boat Flagge. Wir nähern uns langsam und ich sehe einen breit grinsenden, braun gebrannten Italiener am Ufer in unsere Richtung laufen, der mir meinen „Parkplatz“ zuweist.
Das Restaurant ist wahrhaftig eine Oase im Nirgendwo. Wir bekommen erstmal einen gekühlten Vino.
Andrea fragt uns „Ragazzi, Fisch oder Fleisch?“. Was für eine Frage, Fisch natürlich. Was uns dann im Laufe des Abends aus der italienischen Küche erwartet, kann ich mit Worten kaum beschreiben:
Danke Alessio für diesen Tipp! Danke Andrea für den Einblick in die dolce Vita und den leckersten Fisch, den ich seit langem gegessen habe.
Der nächste Tag. Wir fahren weiter in Richtung Grado. Und für die Kids ist ein ganz besonderer Moment gekommen: sie dürfen das erste Mal am Steuer sitzen und das Hausboot selbst fahren.
In Grado angekommen bin ich nicht so ganz sicher, wo ich festmachen darf und soll. Es sieht schon ziemlich voll aus. Also rufen wir die Marina an, wir haben ja schließlich von der Basis alle notwendigen Unterlagen bekommen, und die freundliche Dame erklärt uns, dass wir doch bitte den Kanal reinfahren sollen und sich am Ende dann 12 Liegeplätze direkt im Zentrum von Grado befinden. Und so steuern wir unser Boot Richtung Liegeplatz, welcher wirklich einmalig ist.
Die Kulisse und Szenerie ist wunderbar- Italien pur! Hausboot Urlaub pur! Das Manövrieren ist etwas tricky und man sollte schon etwas geübt sein. Rückwärts am Kai festmachen und vorne die Boje aufnehmen. Und das alles zu zweit. Achja, steuern muss ich ja auch noch. Zum Glück liegt neben uns ein sehr nettes italienisches Pärchen mit seiner Yacht und kurzerhand springt der Mann an Bord und hilft uns bei der Aktion.
Grado- eine Stadt mit tollen Cafés und Bars, den charmanten Einkaufsstraßen, der schönen Kathedrale und seinem kilometerlangen Sandstrand und seiner wunderschönen Promenade. Wir genießen die erste Pizza des Urlaubs in einem etwas versteckten, schnuckeligen Restaurant, essen Gelato, bummeln durch die Straßen bis hin zum Strand.
Trotz unmittelbarer Zentrumslage habe ich geschlafen wie ein Stein. Die liebe Sonne weckt uns heute, das wird ein Strandtag! Wir entscheiden uns ganz spontan während des Frühstücks, eine weitere Nacht in Grado und somit einen bootsfreien Tag zu verbringen.
Abends kochen wir gemeinsam an Bord, natürlich italienisch.
Am darauffolgenden Tag ist Kultur angesagt. Unser Ziel für heute heißt Aquileia. Nach wiederrum ca. 2 Std Fahrt erreichen wir die Marina. In die Stadt führt ein weiterer Wasserweg, ein sehr schmaler Kanal, an dem rechts und links kleinere Boote liegen. Grundsätzlich könnte man auch hier nach einem freien Platz schauen, allerdings muss man dann wieder rückwärts die komplette Strecke raus fahren, sollte kein Platz mehr vorhanden sein.
Wir hatten den Tipp bekommen, genau vor der Marina rechts oder links anzulegen, insofern man auf Landstrom und Wasser verzichten kann. So spart man mal die Liegegebühr. Wir laufen in die Stadt und es fängt an zu tröpfeln. Wir retten uns in die wirklich sehr beeindruckende Basilika.
Nach 3 Stunden bilden wir uns ein, dass es etwas weniger wird und auch der Hunger treibt uns einfach vor die Tür. Also laufen wir klatschnass in eine nahe gelegene Pizzeria ein und verbringen dort die nächsten 2 Stunden.
Es hört doch tatsächlich den ganzen Tag nicht mehr auf zu regnen und wir beschließen, um 22Uhr ins Bett zu gehen und für besseres Wetter morgen zu beten. Und tatsächlich werden wir am nächsten Morgen mit diesem Schauspiel belohnt:
Das wird ein guter Tag und ich freue mich auf die 4-5 stündige Fahrt von Aquileia bis nach Marano Lagunare. Wir sind auf einen Cafè bei Andrea eingeladen, der im nachhinein doch ein kleiner Mittagssnack wird. Hier ist eine gute Zeitplanung gefragt, denn wir müssen den Tide-Stand beachten. In der Nähe von Andreas Restaurant gibt es 2 Stellen, wo man sehr langsam fahren und das Shallow Water (Untiefen) beachten sollte.
Frisch gestärkt fahren wir weiter nach Marano Lagunare, ein wundervoller, kleiner Fischerort mit einer schönen Marina, in die wir in den frühen Abendstunden einlaufen. Ich bekomme einen Liegeplatz zugewiesen, bei dem mir etwas mulmig wird. Ganz schön eng hier. Aber ich liebe Herausforderungen und es hat tatsächlich funktioniert. In der Ruhe liegt die Kraft, ein ganz wichtiger Satz beim Hausbootfahren generell.
Wir machen uns auf den Weg in die Stadt und finden ein uriges, kleines Lokal, bestehend aus einer Bar und 6 Tischen. Wir bestellen hausgemachte Pasta mit Meeresfrüchten und Vino. Ein Traum!
Da wir das Städtchen nur bei Nacht erlebt haben, beschließen wir am Vormittag, uns das Ganze nochmal tagsüber bei Sonnenschein anzusehen. Es lohnt sich. Auf dem Weg bewundern wir die Fischer bei der Arbeit und erleben italienisches Lebensgefühl auf der Piazza.
Unser heutiges Ziel ist nur 1,5 Fahrstunden entfernt, also beschließen wir noch ein bisschen in der Marina zu entspannen und die Sonne zu genießen. Am Nachmittag fahren wir dann los in Richtung Precenicco. Ein letztes Mal fahren wir in der Lagune, erleben nochmal das aufregende Gefühl, wenn kleinere Motorboote in Blitzgeschwindigkeit oder größere Ausflugsboote an uns vorbeirauschen und wir gegen die Wellen ansteuern müssen. Wir gelangen alsbald auf den Fluss Stella in dem das Wasser ruhig und die Ufer grün ist. Wir sind (fast) alleine unterwegs.
Unser Ziel ist ein kleines Fischerhaus, gelegen an einem Seitenarm des Flusses. ‚Fahrt zum 2. Netz‘, hat man uns gesagt. Am Ufer werden wir schon von Daniele erwartet, der uns freundlich heranwinkt. Wir machen an seinem Haus fest und Daniele lässt zum ersten Mal das übergroße Netz runter.
Nach 10 Minuten fährt Daniele mit seinem Miniboot zu dem Netz und beäugt das Ergebnis. Er sieht nicht zufrieden aus. Also das Ganze nochmal. Solange, bis wir genug Fisch für alle haben :-) Und tatsächlich, wir haben Glück. Das also werden wir später auf den Teller bekommen. Wir wechseln zu Vino und genießen die traumhafte, romantische Atmosphäre, während die Kinder sich mit Daniele und der Zubereitung unseres Abendessens beschäftigen.
Es schmeckt köstlich. Welch ein besonderer, letzter Abend. Grazie Daniele!
Am nächsten Morgen fahren wir in aller Frühe los, denn schließlich müssen wir unser Hausboot zeitnah zurückgeben. Eine Stunde dauert die Fahrt vom Fischernetz zur Basis nach Precenicco.
Die Sonne scheint, die Luft ist noch etwas frisch und wir genießen die letzten Minuten auf dem Boot in der sattgrünen Landschaft. Noch einmal vollständig Abschalten!
An dieser Stelle bedanke ich mich bei dem gesamten Team in Precenicco, die einen hervorragenden Job machen und großartige Gastgeber waren. Grazie Carlo, Alessio & Sasha. Ci vediamo – bis bald!
Ein paar Tipps für Ihre Reise ab/bis Precenicco:
• Liegeplätze und Marinas gibt es in Hülle und Fülle. Durchschnittlich zahlt man pro Nacht 50€ inkl. Strom und Wasser.
• Tolle Infrastruktur in der gesamten Lagune mit Einkaufsmöglichkeiten, Bars, Cafés, Restaurants
• Empfehlenswert auch die Strecke Richtung, Bibione, Caorle, Jesolo
• Alle Strände oder Stadtzentren sind in ca. 15-20 Minuten zu Fuß zu erreichen. Alternativ gerne Fahrräder ab der Basis mieten.
• Wenige Schleusen/Hebebrücken im gesamten Gebiet
• Wenn man bei Andrea isst, zahlt man keine Liegegebühren
• Fast überall wird Deutsch gesprochen
• In der Lagune kann es durch die Nähe zum Mittelmeer teilweise sehr windig werden
• Abwechslungsreiches Bootfahren auf den Gewässern der Lagune, aber auch auf Flüssen und Kanälen