Hausboot mieten im wunderschönen Burgund-Nivernais
Es geht auf Hausboottour durch das Burgund, doch bevor es losgeht, kenne ich von meiner Bootscrew noch niemanden und während wir uns langsam Migennes, unserer Ausgangsbasis, nähern, frage ich mich, wie es wird, 5 Tage mit (bisher) fremden Menschen auf einem Hausboot zu verbringen.
Bei unserer Ankunft an der le Boat Basis in Migennes fragen wir als erstes, wo wir möglichst nah am Boot parken können, damit wir die Reisetaschen nicht so weit tragen müssen und Dominique der Basismanager lotst uns freundlicherweise direkt zum Parkplatz am Anleger. Allerdings ist gerade Hafenfestival und unser Helfer bahnt uns freundlicherweise den Weg durch die vielen Menschen und die Band.
Nach einem Begrüßungsmarathon und Small-Talk bringen wir die Taschen an Bord unserer Magnifique, die anderen verteilen sich auf die Vision-Boote. Nachdem alle angekommen sind erkunden wir noch den Ort, essen auf dem Festival und stoßen mit einem Glas Wein auf unsere gemeinsame Fahrt an. Und während das Festival mit einer Fackelshow und einem wunderschönen Feuerwerk zu Ende geht, freue ich mich schon so richtig auf die nächsten Tage. Jetzt beginnt unser Urlaub auf dem Hausboot.
Der nächste Morgen beginnt klassisch mit frischem französischem Baguette und unserer Einweisung, dann geht es los… direkt in die erste Schleuse. Unser „Kapitän“ hat alles im Griff und verteilt uns alle, so dass wir die Schleuse bald hinter uns lassen und auf die Yonne hinausfahren.
Dieser erste Tag auf dem Weg nach Auxerre ist perfekt für alle, die Schleusen lieben. 12 sind es insgesamt und weil wir am Morgen ein bisschen getrödelt haben, müssen wir unseren Mittagsstopp mitten in einer Schleuse einlegen. Denn der Schleusenwärter ist zwar nett, aber trotzdem sehr bestimmt, was seine Ruhezeiten angeht.
Die Sonne begleitet unseren ersten Reisetag und strahlt fast ununterbrochen vom Himmel. Wir beneiden die Kollegen auf den Vision-Booten ein wenig um ihr Sonnensegel (Bimini), dafür werden wir braun.
Am Abend empfängt uns Auxerre mit einem unglaublich schönen Panorama. Die Kathedrale thront über der Stadt auf dem größten der Hügel und weil es jetzt doch leicht zu nieseln anfängt, wirkt die Silhouette der Stadt vor dem grauen Himmel wie aus einem Draculafilm.
Auxerre ist eine wirklich sehenswerte Stadt. Wie schön müssen die alten Häuser, die teilweise noch original aus dem Mittelalter stammen, erst bei Sonne aussehen. Wir genießen auf jeden Fall unsere Stadtführung mit Didier, unserem bemerkenswert lebhaften Führer und sehen uns die Kathedrale, die Altstadt und die wunderbar erhaltenen Handelshäuser aus der Nähe an. Didier empfiehlt uns, auch unbedingt noch die Abtei Saint-Germain zu besuchen, die heute ein Museum mit beeindruckenden Krypten ist, die an die bewegte Geschichte der Vorgängerbauten erinnert.
Zurück an Bord holt ein Kollege seine Gitarre heraus und während der Regen auf das Bimini prasselt sitzen wir zusammen und lauschen französischen Liedern. So fühlt sich ein perfekter Urlaub an.
Die Abfahrt aus Auxerre am nächsten Morgen verzögert sich im Nieselregen wieder etwas. Da die Schleusen ab hier kleiner sind und nur 2 Boote gleichzeitig hineinpassen und wir Gegenverkehr haben, wird schon die erste Schleuse zum Geduldsspiel. Dafür haben wir mehr Zeit, uns die schöne Stadt noch einmal vom Boot aus anzusehen.
Wir trotzen den immer wieder fallenden Regentropfen und bleiben auf dem Deck, von dem man das Boot einfach viel besser steuern kann als von innen, vor allem in den engen Schleusen.
Am Nachmittag sehen wir dann zum ersten Mal Weinberge, was in einer der berühmtesten Weingegenden etwas seltsam scheint. Überhaupt passieren wir nur sehr wenige Dörfer und meistens schlängelt sich der Fluss, zwischen den weiterhin zahlreichen Schleusen, durch eine wunderschöne, idyllische französische Landschaft.
Am Abend machen wir nach weiteren 8 Schleusen in Bailly fest. Vom Boot sind es nur wenige Minuten den Berg hinauf bis zur Sektkelterei Bailly Lapierre. Wie es sich gehört, probieren wir nach einer Führung durch die Höhlen, in denen der Sekt produziert und gelagert wird, auch das eine oder andere Glas – Qualitätskontrolle muss sein.
Weil es noch hell ist, erkunden wir dann noch die Weinberge oben auf dem Berg über den Höhlen und machen eine kleine Wanderung inklusive Fotoshooting. Der Aufstieg ist kurz und oben werden wir mit einem grandiosen Ausblick über das Tal und die Region belohnt, Zeit um ein paar Bilder oder Videos zu machen.
Im Tal geht es ab auf die Fahrräder und ein paar von uns erkunden den Weg, der sich die ganze Zeit am Fluss entlangschlängelt. Wir beschließen mit unseren Fahrrädern neben unserem Hausboot zu fahren.
Der Dienstag steht ganz im Zeichen des letzten Abends, es ist Wettbewerbszeit: Wer macht das beste Salatgericht? Auch wenn wir gerade erst losgefahren sind, planen wir schon morgens unser Gericht, googlen nach Ideen und brainstormen, wie wir unseren Salat möglichst kreativ anrichten können. Darüber verpassen wir unseren Stopp für das Mittagessen in Cravant. Wenden können wir leider nicht, der Kanal ist zu schmal und so fahren wir weiter, bis wir nach der nächsten Schleuse am Ufer festmachen können. Es ärgert uns ein wenig, denn das gallische Dorf hat viele süße Fachwerkhäuser, teilweise noch aus dem 16. Jahrhundert, die wir uns gerne angesehen hätten.
Nachdem die anderen beiden Boote zu uns aufgeschlossen haben, bereitet die eine Hälfte von uns das Mittagsessen zu während die anderen sich die Fahrräder schnappen und auf die Suche nach einem Supermarkt gehen. Auf der Karte sah das ganz einfach aus, aber in der Praxis scheint es schwierig zu sein, die nächste Stadt zu finden, denn nach einiger Zeit kommen die Radler mit leeren Körben wieder. Abzweig nicht gefunden…Amateure. Wird das mit dem Salatwettbewerb heute Abend doch nichts? Wenn wir alle dasselbe an Bord haben, wird die Auswahl doch eher bescheiden…
Zum Glück erreichen wir heute ausnahmsweise unseren Halt für die Nacht schon sehr pünktlich am Nachmittag. Und hier, an der Ecluse des Dames (Webseite franz.), gibt es eine Überraschung. Es wartet ein ganz besonderer Spielplatz auf uns, der Parcabout. Zwischen den Bäumen haben die Betreiber, Elvina und Marie, einige Meter über dem Boden Netze gespannt, die wie Trampoline nachgeben und das Laufen und Bewegen zum Riesenspaß machen.
Zwei große Spielflächen „Netzkäfige“ haben sie auf diese Weise geschaffen, in denen wir herumtoben bis wir völlig ausgepowert sind und nutzen die Rutschen, um wieder nach unten zu kommen. Das ist wirklich ein absolutes Highlight auf unserer Hausboottour.
Weil die beiden Betreiberinnen abends eh noch in die Stadt müssen, bieten Sie uns an, einige von uns zu einem Laden mitzunehmen und so kommen wir dann doch noch zu unseren dringend benötigten Zutaten für den Salatwettbewerb. Kaum sind die Einkäufe wieder an Bord, wird auf allen Booten unter Hochdruck gearbeitet. Und das hat sich gelohnt, denn das Ergebnis ist unglaublich und die Salate alle super lecker.
Nach der Siegerehrung feiern wir dann mit burgundischem Wein und Musik bis lange nach Sonnenuntergang unsere tolle gemeinsame Zeit auf der Yonne, die am nächsten Tag leider schon zu Ende geht.
Am letzten Tag strahlt die Sonne mit aller Kraft vom Himmel und alles Grau der vergangenen Tage ist fast vergessen. Die Landschaft am Flussufer ist wieder unglaublich ruhig und schön und bereitet uns allen sehr gute Laune. Die fünf Schleusen am Vormittag meistern wir mittlerweile fast im Schlaf, weil wir so ein eingespieltes Team an Bord sind. Die Herausforderung des Tages wird tatsächlich das Wasser Nachfüllen in Mailly-la-Ville, denn hier muss man die ganze Zeit den Knopf gedrückt halten damit Wasser nachfließt. Bei mehreren Booten mit großem Tank kann das schon mal eine Weile dauern.
Kurz darauf ist unser Halt am Mittag Mailly-le-Château. Über diesem kleinen, charmanten Örtchen überblickt die Burg das Tal der Yonne und lädt zu einem Entdeckungsspaziergang nach oben ein. Wir fahren stattdessen mit den Fahrrädern ein Stück den Fluss voraus und lassen die Burg aus. Wir wollen schließlich heute noch weiter nach Châtel-Censoir. Zurück an Bord wird es auf dem letzten Stück am Nachmittag noch mal etwas eng, aber wir schaffen es ohne das Ufer zu berühren in die Stadt.
In Châtel-Censoir angekommen besichtigen wir dann am Abend auch die Burg, in der es ein hervorragendes Restaurant gibt.
Nach fast fünf Tagen endet meine Tour auf der Yonne und dem Canal du Nivernais. Fünf traumhafte Tage auf dem Hausboot liegen hinter uns und wir sind als Team zusammengewachsen. Am liebsten würde ich direkt wieder los….beziehungsweise erst gar nicht weg. Doch der Zugführer hört meinen stummen Wunsch nicht und bringt mich viel zu schnell zurück in mein normales Leben.
Entdecken Sie das wunerschöne Burgund: Nivernais & Loire