Warum ist der Fluss Charente ein Geheimtipp unter den Bootfahrern?
Sie sitzen entspannt an Deck Ihres Bootes, lauschen dem Vogelgezwitscher und steuern entlang eines wunderschönen Flusses. Die Kamera liegt neben dem Steuerrad, denn hinter jeder Biegung könnte sich ein weiteres traumhaftes Fotomotiv verbergen. Haben Sie schon erkannt, in welcher Region Sie sich befinden? Richtig, in der Charente.
Die Region im Südwesten Frankreichs ist ein ideales Urlaubsziel für Naturliebhaber und Ruhesuchende. Einfach mal alle fünf gerade sein und die Seele baumeln lassen. Ja, das können Sie hier besonders gut. Aber auch Radfahrer, Angler und Badefrösche kommen in der Charente auf ihre Kosten.
Als Dreh- und Angelpunkt der Region ist der gleichnamige Fluss das Herzstück des Departements. Der 381 Kilometer lange Wasserweg ist ein absoluter Geheimtipp unter Hausbootfans. Doch warum? Hier unsere TOP 6 Gründe:
Der Fluss Charente ist magisch!
Wenn Sie an der Basis in Jarnac starten und Richtung Osten - also nach Angouleme - fahren, erleben Sie die besondere Magie des Flusses hautnah. Die Landschaft spiegelt sich im Fluss, wenn Sie mehrere Kilometer keine Schleuse vor sich haben und es windstill ist. Mystische Reflexionen liegen vor Ihnen. Lassen Sie sich über das Wasser gleiten und fühlen Sie sich vollkommen befreit. Das ist Urlaub, wie man ihn sich wünscht. Bereits Heinrich IV. sagte voller Stolz: „Es ist das schönste Flüsschen in meinem Königreich.“ Und auch drei Jahrhunderte später hat die Charente es geschafft, sich ihren Charme zu bewahren.
Steuern Sie Ihr Boot entlang des üppig bewachsenen Ufers, der von Ulmen, Pappeln und Eschen gesäumt ist, und lassen Sie sich überraschen, ob hinter der nächsten Kurve eine Brücke, eine Schleuse oder ein kleines Örtchen auftaucht. Der Blick durch das Dickicht an Bäumen und Büschen ist meist verdeckt. So lässt sich oft nur erahnen, was sich dahinter verbirgt. Hier wird auf jeden Fall der Entdeckergeist geweckt. Der Fluss verbindet aber nicht nur Abenteuer mit Gemütlichkeit, sondern auch Eleganz mit Ursprünglichkeit.
Sind Sie weniger an einer geruhsamen Bootsfahrt auf der Charente interessiert und hätten gerne mehr Abwechslung? Dann fahren Sie ab Jarnac gen Westen, Richung Rochefort. Die Natur zeigt sich hier ebenfalls von seiner besten Seite, sodass Sie Tausenden Vogelstimmen lauschen können. Aber das Panorama wechselt regelmäßig. So steuern Sie auf diesem Flussabschnitt sowohl an größeren Städten als auch an hell leuchtenden und farbenfrohen Wiesen und Feldern vorbei. Der Wasserweg wird Richtung Atlantik breiter und verleiht jedem Urlauber auf der Charente ein anderes Fahrgefühl.
Um die Vielfältigkeit des Flusses kennenzulernen, fahren Sie einfach beide Seiten ab. Sie müssen sich lediglich entscheiden, in welcher Richtung Sie beginnen möchten.
Baden in der Charente ist erlaubt.
Gehen Sie im Fluss eine Runde schwimmen, probieren Sie das Stand Up Paddle Board aus oder verbringen Sie den ganzen Nachmittag damit, diverse Sprungtechniken ins Wasser auszuprobieren. Bitte überprüfen Sie allerdings vorher, ob Ihr Boot über eine Badeleiter verfügt. Wenn ja, steht Ihrem Badespaß nichts im Wege.
Ohne Badeleiter suchen Sie sich entweder eine schöne Badestelle oder wählen einen Sandstrand am Ufer. Wie wäre es zum Beispiel mit dem sicheren Badebereich und Strand „Le Bain des Dames“ in Chateauneuf-sur-Charente? Er befindet sich gegenüber der kleinen Insel Île Mattard, wo man auch Kanus mieten kann.
Auch in Port d`Envaux gibt es einen sicheren Bereich zum Schwimmen und Baden in der Charente. Hier befinden sich außerdem ein Spielplatz sowie ein Kajakverleih. Der ideale Ort also für einen erholsamen Nachmittag. Vergessen Sie Ihre Picknickdecke nicht!
Es gibt Fische in der Charente!
Angler werden begeistert sein über die Vielfalt an Fischarten. Angeln Sie Karpfen, Hechte, Brassen, Plötze, Döbel, Forellenbarsche und sogar Rotaugen. Und haben Sie erst einmal einen Fisch an der Angel können Sie ihn direkt an Bord zubereiten. Einfach auf den Grill legen, in der Pfanne braten oder im Ofen überbacken. So wie es Ihnen am besten schmeckt. Mit etwas Glück beißen mehrere Fische an, sodass Sie die verschiedenen Zubereitungsmöglichkeiten ausprobieren können. Das wäre mal ein reichhaltiges Abendessen an Deck. Und welchen Absacker genießt man nach dem Essen? Genau, einen Cognac.
Warum heißt der Branntwein aus der Charente Cognac?
Der Engländer Jean Martell wanderte 1715 in die Charente aus, weil er zuvor erfahren hatte, dass der Fluss schiffbar wäre. Er hatte sich somit vorgestellt, seinen Branntwein in Frankreich herzustellen und ihn dann in die ganze Welt exportieren zu können. Nur wenige glaubten an seinen Erfolg.
Doch Martell selbst war überzeugt von seiner Idee und ließ sich schließlich in Cognac nieder. Sein Traum wurde wahr und Martell fand viele Nachahmer. Aber nicht viele waren so erfolgreich wie er. Doch der Mut von Richard Hennessy, der 1765 ebenfalls nach Cognac kam, sowie George Simon, der 1912 nach Jarnac zog und erst beim englischen Wein- und Spirituosenhandel Courvoisiers anheuerte und ihn später als Geschäftsführer leitete, wurden ebenso belohnt.
Wer mehr über die Geschichte des Branntweins und dessen Herstellung erfahren möchte, kann die berühmten Cognachäuser in Cognac und Jarnac während der Ferien in der Charente besichtigen. Dort haben Sie zudem die Möglichkeit, an Verkostungen teilzunehmen.
Der Branntwein heißt also Cognac, weil Martell Cognac als seine neue Heimat wählte. Er hätte demnach auch Jarnac oder Graves heißen können.
Interessante Sehenswürdigkeiten an der Charente!
Am Fluss Charente befinden sich viele verträumte Orte. So verträumt, dass viele Urlauber nicht ahnen, welche Juwelen sie verpassen, wenn sie daran vorbeifahren. Planen Sie daher gerne einige Landausflüge ein und besichtigen Sie folgende TOP 5 Sehenswürdigkeiten an der Charente:
- Die Altstadt von Angouleme: Sie liegt mit ihren Markthallen und der Kathedrale Saint Pierre hoch über dem Fluss. Die großartige Aussicht vom Plateau wird Sie beeindrucken. Tipp: Bringen Sie Ihre Kamera mit.
- Die Hausfassaden von Angouleme: Ende Januar veranstaltet Angouleme das bekannte, internationale Comic-Festivals. Wer nicht im Winter an die Charente fährt, kann die Comic-Leidenschaft dennoch spüren. Überall in der Stadt befinden sich verzierte Wände mit farbenfroh gestalteten Comicfiguren. Vergessen auch hier besser nicht den Fotoapparat.
- Das „Maison des Gabarriers“ in St. Simon: Erfahren Sie alles über die Geschichte der Stadt, die äußerst wichtig für den Schiffsbau war und gleich drei Werften beheimatete. Hier wurden die traditionellen Lastkähne, Gabarres genannt, gebaut, die für den Transport von Spirituosen, Steinen und Salz zuständig waren. Schauen Sie gerne „La Renaissance“, eine perfekte Nachbildung eines Schiffes aus dem 19. Jahrhundert weiter flussabwärts am kleinen Yachthafen von Juac (PK34) an.
- Das Elternhaus von François Mitterrand in Jarnac: Zu Ehren des ehemaligen französischen Präsidenten ist es für die Öffentlichkeit geöffnet. Hier werden die Geschenke ausgestellt, die der Präsident von Staats- und Regierungschefs aus der ganzen Welt erhalten hat. Sehr interessant!
- Das Amphitheater in Saintes: Neben zahlreichen archäologischen Sehenswürdigkeiten, wie dem ikonischen Germanicusbogens (erbaut in den Jahren 18 und 19 n. Chr.), der Abbaye aux Dames und der Kirche St. Eutrope (Meisterwerke der romanischen Kunst) sticht die gallo-römische Arena hervor. Erbaut wurde sie im 1. Jahrhundert und bot damals schon 15.000 Zuschauern Platz. Heute sind die Sitzreihen mit Gras bewachsen, was den besonderen Reiz des Amphitheaters ausmacht.
Möchten Sie vor Ihrer Bootsreise noch mehr über die Sehenswürdigkeiten an der Charente erfahren, laden Sie sich gerne unseren Charente Maritime Reiseführer als PDF herunter.
Die Charente Maritime mit Kindern entdecken
Möchten Sie Bootsurlaub in der Charente mit Ihren Kindern verbringen und sind sich nicht sicher, ob das was für Ihre Sprösslinge ist? Da können wir Sie beruhigen. Neben den erwähnten Angel- und Bademöglichkeiten gibt es geeignete Aktivitäten für Kinder in der Charente. Hier unsere TOP 4:
- Die Chocolaterie Letuffe in Trois-Palis: In der Schokoladenfabrik können Sie an einem einstündigen Schokoladen-Workshop teilnehmen. Stellen Sie unter Anleitung gemeinsam mit Ihren Kindern köstliche Schokolade her und kreieren Sie Ihre eigenen Pralinen. Wem das zu aufwändig ist, kann einfach die leckeren Süßigkeiten vom Verkaufstresen verkosten.
- Château de Crazannes bei PK 43: Als Charles Perrault dieses Schloss besuchte, war er so beflügelt, dass er anschließend das Märchen des gestiefelten Katers niederschrieb. Wer das inspirierende Chateau, das zu den ältesten in der Charente gehört, besichtigen möchte, kann gerne an einer Führung teilnehmen. Sie dauert 45 Minuten und beginnt zu jeder vollen Stunde. Ihre Kinder werden noch lange davon schwärmen.
- Port Miniature in St. Savinien: Spazieren Sie durch den Miniaturhafen, der sich auf der Insel „La Grenouillette“ befindet, und lassen Sie Ihre Kinder zu Kapitänen auf den kleinen Modellschiffen werden. Ein schönes Erlebnis!
- Charente Radweg: Nehmen Sie Fahrräder mit oder leihen Sie welche für die ganze Familie aus. So können Sie die Highlights der Region auf den Treidelpfaden am Ufer entlang nachhaltig zu erkunden. Seit 2017 gibt es zudem die ausgewiesene Wanderroute FlowVélo.
Zudem lieben es Kinder, in das Geschehen an Bord eingebunden zu werden. Lassen Sie sich gerne beim Kochen, Schleusen, Karte lesen und Navigieren helfen. Damit Sie und Ihre Kinder sich optimal vorbereiten können, folgen nun noch Hinweise zu den Gegebenheiten des Charente Flusses.
Schleusen auf dem Charente Fluss
Es sind 21 Schleusen, meist neben größeren Wehren. Zwischen Angouleme und Rochefort sind 142 Kilometer der Charente mit dem Hausboot befahrbar. Fast alles Handarbeit. Sie müssen die Schleusen selbst bedienen sowie Tore öffnen und schließen. Oftmals sind grüne Schwungräder vor Ort, mit denen es leichter geht. Versuchen Sie gerne, sich in die Vergangenheit einzufühlen und sich vorzustellen, dass das die tägliche Arbeit eines Schleusenwärters gewesen sein muss. Machte man das Tag für Tag, gab das sicherlich Muskeln und regte den Appetit an. Sie lebten getreu dem Motto: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Allerdings gilt das nicht für viele Bootsfahrer. Schließlich gehört bei ihnen das Schleusen mit zum Vergnügen.
Der Vorteil der manuellen Schleusen ist, dass Sie keine Öffnungszeiten beachten müssen. Sie können daher Ihre Tagesetappen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang genießen.
Ausnahmen bilden die Schleusen in St. Savinien und Chaniers. Beide sind von 8-12 Uhr und von 14-18 Uhr geöffnet, werden automatisch betrieben und werden in der Regel von einem Schleusenwärter bedient. Bitte achten Sie auf die Ampelschaltung. Falls kein Schleusenwärter anwesend ist, sollte sich ein Crewmitglied neben die Kontrollsteuerung stellen, um den Schleusenvorgang im Notfall zu stoppen.
Anlegestellen für Ihr Hausboot auf der Charente
Zwischen Saint Savinien und Angoulême können Sie in der freien Natur anlegen, um die Ruhe und Natur in vollen Zügen zu genießen. Bitte ausschließlich dort anlegen, wo Sie sicher an Land gehen können. Um das Boot festzumachen, benutzen Sie den Hammer und die Pflöcke an Bord. Legen Sie die Leinen bitte nicht um die Bäume. Das ist nicht nur verboten, sondern schadet den Bäumen sehr. Ausgewiesene Anlegeplätze finden Sie zudem im Gewässerführer an Bord.
Achten Sie darauf, dass Sie weder innerhalb von 50 Metern vor oder hinter einer Brücke oder in einer Kurve anlegen. Unbedingt Halteverbotsschilder beachten. Auch das Festmachen an Wartepunkten, z.B. vor Schleusen, ist verboten. Es sei denn, Sie warten auf den nächsten Schleusenvorgang.
Kleiner Tipp: Die meisten Dörfer verfügen über kostenfreie Anleger mit Pollern oder Ringen an der Kaimauer zum Festmachen. In größeren Städten wird oft eine Anlegegebühr von 10-20€ erhoben. Dafür erhalten Sie üblicherweise Frischwasser- und Landstromanschluss.
Besonderheiten bei einem Bootsurlaub in der Charente
Jedes Fahrgebiet ist einzigartig und weist besondere Merkmale auf. So auch die Charente. Daher listen wir einige Hinweise für Ihren Urlaub in der Charente auf:
- Sandbänke: Die Charente ist ein natürlicher Fluss mit Sandbänken. Diese sind in der Gewässerkarte eingezeichnet und meist mit roten Fahrwassertonnen markiert. Beim Steuern vom Oberdeck sind sie oft sogar mit bloßem Auge zu sehen.
- Strömung: Im Inneren des Landes kaum spürbar. Allerdings wird der Wasserstand von St. Savinien bis Rochefort durch die Gezeiten des Flusses bestimmt. Die Strömung kann bis zu 4 Knoten betragen und der Unterschied zwischen Ebbe und Flut bis zu 5 Meter. Aus diesem Grund empfehlen wir die Fahrt bis nach Rochefort Kapitänen mit etwas Erfahrung. Alternativ können Sie in St. Savinien festmachen und mit dem Zug nach Rochefort fahren.
- Fahrtempo: Bitte beachten Sie die Höchstgeschwindigkeit von 8km/h.
- Einkaufen: Erledigen Sie Ihre Einkäufe in den großen Orten, da es zwischendurch kaum Gelegenheit gibt, die Vorräte wieder aufzufüllen.
- Wetter: Die Charente befindet sich nahe dem Atlantik. Hier schlägt das Wetter gerne schnell um. Auch im Sommer. Packen Sie daher alles vom Kleidchen und kurzen Hosen bis hin zur Jacke und Regenmantel ein. Am besten an den Zwiebellook denken. Dann sind Sie für jede Wetterlage gerüstet.
Hier auf einen Blick, warum der Fluss Charente ein Geheimtipp unter den Bootfahrern ist:
- Einer der schönsten Flüsse Frankreichs mit einem äußerst grünen Ufer, dessen Bäume und Büsche in den Fluss hineinragen
- Kristallklares Wasser zum Angeln und Schwimmen
- Mischung aus abgeschiedenem Urlaub in der Natur und urbanem Kleinstadtflair mit historischem Erbe
- TOP Sehenswürdigkeiten an der Charente für Groß und Klein, inkl. des geschichtsträchtigen und weltbekannten Cognacs
- Wenige, meist manuelle Schleusen und herrliche Anlegeplätze mitten in der Natur
Wenn Sie nun neugierig geworden sind, verbringen Sie doch Ihren nächsten Urlaub in der Charente und überzeugen Sie sich von der Schönheit des Flusses.