Entdeckungstour auf der längsten Wasserstraße Irlands
Einwegfahrt Portumna – Carrick-on-Shannon: Ein Erlebnisbericht
Tag1- Ziel Terryglass
Unser Abenteuer auf dem Hausboot beginnt in Portumna, am nördlichen Ende des Lough Derg, der größte See des Shannons. Ein Transferbus hat uns rund 1:45 min vom Dubliner Flughafen in die kleine Stadt zur Le Boat Basis gebracht. Regen und ein grauer, trauriger Himmel lassen unsere Vorfreude nicht trüben, da wir nicht zum ersten Mal Urlaub in Irland machen und wissen, dass sich das Wetter auf der Insel mehrmals ändern kann.
An der Le Boat Basis begrüßen uns der Basisleiter Timmy und der Mechaniker Connor zur Einweisung, beide waschechte Locals mit irischem Dialekt, weshalb wir genau zuhören müssen. Bevor es auf die Boote geht, schauen wir erst einmal ein Sicherheitsvideo. Eine Vision 4 und eine Magnifique werden in der kommenden Woche unser Zuhause sein. Wir haben eine Einwegfahrt von Portumna bis Carrick geplant, wollen aber noch einen kleinen Abstecher in Richtung Süden machen, um den angeblich schönsten See am Shannon zu befahren, den Lough Derg. Um bereits die Nacht am Lough Derg zu verbringen, wollen wir noch am Nachmittag starten, denn vor uns liegt die Portumnabridge, die nur 6 mal am Tag öffnet. Viel Zeit bis zur nächsten Brückenöffnung bleibt nicht. Wir hatten ein paar Lebensmittel vorbestellt, den Rest besorgen wir unterwegs. Das Geld für die Brücke haben wir dem Brückenwärter bereits für Hin- und Rückfahrt gegeben, als er zufällig an der Basis vorbei kam und einen kleinen Plausch mit dem Basisleiter hielt. Belege gibt es nicht, die Bootsnummer wird einfach in ein Buch geschrieben. Die Kosten für Schleusen und Brücken betragen übrigens 1,50€ pro Boot (Kleingeld mitnehmen!)
17:30 Uhr – wir passieren die Brücke und auf geht es ins 30 Minuten entfernte Terryglass
Es ist ein nettes kleines Dorf, das sehr beliebt bei Ausflüglern ist, nicht zuletzt, weil man im Pub The Derg Inn hervorragend essen kann. Wir verbringen unseren ersten Abend bei Kaminfeuer und traditioneller irischer Live-Musik mit einem leckeren Steak und meinem Lieblingsbier, einem Smithwicks.
Tag 2- Ziel Portumna Castle Harbour
Am nächsten Morgen geht es, weiterhin im Regen, Richtung Süden mit dem Ziel Garrykennedy. Es ist ziemlich windig, der See sieht alles andere als einladend aus: Das Ufer ist in Nebel gehüllt, weiße Schaumkronen tanzen auf den Wellen und der Regen peitscht gegen das Fensterglas, unsere ganz persönliche Abenteuerreise. Keine Menschenseele ist auf dem Wasser zu sehen. Wir erinnern uns daran, dass Timmy sagte, wenn es windig sei, sollten wir nicht panisch werden, sondern ruhig bleiben. Die Boote könnten nicht sinken. Sein irischer Rat: Wenn es zu sehr schaukele, helfe es, sich mit einem Bier unter Deck zu setzen und zu entspannen. Bier haben wir an dem Morgen nicht mehr aufmachen müssen, unsere Abenteuerlust lässt uns auch diese unruhige Fahrt genießen. Nur immer schön nach den grünen und roten Tonnen Ausschau halten, denn der See ist so groß, dass man tatsächlich die Orientierung verlieren kann. Zum Glück sind die Tonnen nummeriert, so dass man auch nach einem kleinen Schwätzchen nicht den Überblick verliert :) Die Wettervorhersage erhält man jeden Morgen telefonisch bei der Basis. Bei zu starkem Wind muss man im Hafen bleiben und seine Törnplanung anpassen.
In Garrykennedy werden wir mit einem idyllischen kleinen Hafen mit altem Hafenbecken und einem Castle oder besser kleinem Turm und einem leckeren Lunch in Larkin´s Pub belohnt.
Der kleine verträumte Ort scheint nur aus zwei Pubs zu bestehen, mehr als 20 Leute sollen hier nicht leben. Auch dieser Ort ist ein beliebtes Ziel für Ausflügler und Bootsfahrer und bekannt für seine Musik-Sessions. Der relativ neue Anleger bietet Einrichtungen wie Strom, Wasser und sanitäre Anlagen.
Ein paar von uns sind noch mit dem Fahrrad die hügelige Strecke ins rund 2,5 km entfernte Nachbarsdorf Portroe gefahren, um in dem winzigen Supermarkt die nötigsten Lebensmittel einzukaufen.
Da wir ja noch bis Carrick fahren wollen, müssen wir am Nachmittag wieder zurück über den Lough Derg. Und siehe da: der Himmel reißt auf und die Sonne kommt raus.
Wir blicken auf die traumhafte Kulisse aus bewachsenen Ufern, tiefgrünen Hügeln und einen blauen Himmel mit wunderschönen Wolkentürmen, so stellen wir uns Urlaub am See vor.
Nach drei Stunden erreichen wir Portumna Castle Harbour, ein kleiner, alter Hafen in Laufnähe zum Ortskern. Das Portumna Castle kann besichtigt werden und ist durch einen Durchlass in der Mauer gleich gegenüber des Hafens zu betreten. In Portumna gibt es einen Supermarkt und sogar einen Discounter.
Tag3– Ziel Banagher-Shannonbridge
Am nächsten Morgen müssen wir wieder auf die Öffnung der Brücke warten. Ab jetzt fahren wir auf dem Shannon, der wesentlich geschützter ist als der See. Wieder sind die grünen und roten Bojen die Anhaltspunkte für unsere Navigation. Der Shannon ist 370 km lang (rund 250 km davon sind beschiffbar) und verläuft gemächlich durch die Midlands, die Mitte Irlands. Es gibt nur neun Schleusen zwischen der Quelle die in den Cuilcagh Mountains liegt und seinem Ende bei Limerik, wo er in den Atlantik mündet. D.h. man schippert auf dem großen Fluss ohne viele Unterbrechungen. Grüne Wiesen und Felder ziehen vorbei, ab und zu grasen Kuh- oder Schafherden in Ufernähe.
Große Strecken sind wir ganz allein auf dem Fluss, im Mai ist es noch deutlich ruhiger auf dem Wasserweg. Auf dem Weg zu unserem Zwischenziel Banagher liegt unsere erste Schleuse – Meelick Lock, bei der der Schleusenwärter zum Plauschen aufgelegt ist, denn allzu viele Boote werden hier in den letzten Tagen nicht durchgekommen sein. Er freut sich über die Abwechslung und hilft uns mit den Leinen. Als bei der Ausfahrt aus der Schleusenkammer dann auch noch ein Fender abreißt, ist er so nett und holt ihn für uns wieder raus. Kurz nach der Schleuse gibt es am linken Ufer einen Anleger mit Picknicktischen. Bei besserem Wetter hätten wir angehalten und einen Spaziergang zu den Ruinen einer kleinen Abbye gemacht. Doch wir entscheiden uns dafür weiterzufahren und lieber etwas länger in Banagher zu halten oder früher in Shannonbridge, unserem Endziel für den Tag, anzukommen.
Der öffentliche Anleger in Banagher ist kaum besucht.
Zwei Charterfirmen haben gleich nebenan ihre Basis, so dass man auch die Möglichkeit hat, gegen Gebühr an einem der zahlreichen Anleger festzumachen und die Einrichtungen der Basen zu nutzen. Zum Mittagessen gehen wir in Flynn´s Pub, wo sich viele Einheimische zur Mittagspause treffen.
Unsere zweite Etappe an diesem Tag führt uns nach Shannonbridge.
Eine imposante historische Steinbrücke aus dem Jahr 1757 und eine im 19 Jh. von Napoleon erbaute Verteidigungsanlage, welche heute ein Restaurant ist, sind die Wahrzeichen des Ortes.
Anlegemöglichkeiten gibt es vor und hinter der Brücke. In den Sommermonaten sollte man nicht zu spät hier ankommen, es ist ein beliebter Zwischenstopp bei Bootsfahrern, nicht zuletzt wegen des am ganzen Shannon berühmten Killeen´s Pub.
Ein paar von uns waren schon vor dem Abendessen dort. Auf die Frage, ob am Abend Live-Musik gespielt würde, nahm die Pubbesitzerin das Telefon in die Hand und organisierte einen Musiker, obwohl laut Pubprogramm kein Auftritt an diesem Tag vorgesehen war. Und am Abend ging tatsächlich noch die Post ab. Jeder, der wollte, konnte ans Mikrofon und ein Lied darbieten.
Tag 4- Ziel Clonmacnoise- Tarmonbarry
Traumhaft sonniges Wetter erwartete uns am nächsten Tag. Nach einer halben Stunde taucht das berühmte Clonmacnoise auf. Wir machen am Anleger davor fest, welcher sich zum Übernachten nur bedingt eignet, da es zu ungeschützt ist und es hier kein Licht gibt, und besuchen die historische Klosteranlage aus dem 6 Jh.
Es ist ein mystischer Ort mit einem phantastischen Blick über den Shannon.
Die nächste Etappe führt uns noch am gleichen Tag bei strahlendem Sonnenschein nach Athlone, das Zentrum am Shannon.
Kurz vor dem Stadtkern ist noch eine Schleuse zu meistern. Kurz danach gibt es auf der linken Seite kostenfreie Anleger und eine Brücke weiter findet man rechter Hand unterhalb des Hotels eine große, bewachte Marina (12 €/Boot) mit entsprechenden sanitären Einrichtungen. Man liegt hier total zentral, in Fußnähe befinden sich Geschäfte, Supermärkte, Kino und zahlreiche Pubs wie z.B. das angeblich älteste Pub Irlands „Sean´s“ . Auch die Burg Athlone Castle und eine Kathedrale gibt es zu besichtigen. Trotz der geringen Einwohnerzahl von nur 16.000 hat man hier das Gefühl, in einer „richtigen“ Stadt zu sein, da es hier deutlich lebhafter ist als in den meisten kleinen Ortschaften am Shannon.
Der nächste See, Lough Ree, wartet auf uns. Mit unserem Hausboot fahren wir ohne Halt in einem durch, doch hier kann man gut einen Tag verbringen. Insbesondere wer golfen oder es lernen möchte, sollte zum Glasson Country House Hotel & Golf Course fahren. Mehr über das Golfen am Shannon erfahren Sie von Rolf Everding.
Dort gibt es einen eigenen, kleinen Anleger. Man hat einen schönen Blick über die Bucht, wenn man dort auf der Terrasse sein Lunch oder einen Nachmittagstea einnimmt. Schnuppergolfkurse sollen in Kürze auf der neuen Driving Range angeboten werden (bitte vorher anrufen und reservieren).
Als Alternative für einen Golf-Stopp bietet sich Hudson Bay an, wo der Athlone Golf Club an das Hudson Bay Hotel angrenzt.
Wir entscheiden uns für eine Übernachtung in Tarmonbarry, das ungefähr in der Mitte zwischen Lough Ree und Carrick liegt. Mittelpunkt der Ortschaft ist Keenan´s Pub, wo wir wieder sehr gut und in netter Atmosphäre speisen. Mein Tipp: Mit dem Fahrrad eine Tour nach Clondra/Richmond Harbour machen. Am Hafen kann man im Pub eine kleine Erfrischung zu sich nehmen. Oder – bei ausreichendem Wasserstand – einen Abstecher mit dem Boot über den Camlin River fahren.
Tag 5- Ziel Carrick-on-Shannon
Für unsere letzten Tagesetappen bieten sich Orte wie Roosky, Dromod oder Drumsna für einen Halt an. Wir stoppen in Dromod und schlendern in den Ort, um den Bahnhof und die Reste einer Schmalspurbahn zu suchen. Obwohl wir gelesen haben, dass das Cox´s Steakhouse und Harkins Bistro beliebt bei den Einheimischen sind, entscheiden wir uns für ein Mittagessen an Bord.
Schließlich geht es weiter nach Carrick-on-Shannon, Ziel unserer kleinen Irland Rundreise. Den letzten Abend wollen wir unbedingt im Pub The Oarsmen verbringen, welcher phantastisches Essen hat und in Laufnähe zur Marina von Le Boat zu erreichen ist. Aus dem Pub nebenan dringt Live-Musik wo wir zum Abschied unser letztes irisches Bier trinken und erwärmen unsere Herzen noch ein letztes Mal an der irischen Musik, die manchmal nur zu traurig klingt.